Jamulus - erste Erfahrungen

February 26th, 2021

Nachdem sich für uns herausgestellt hat, dass JackTrip und Jackaudio auf vielen Windows 10 Computern der von uns begleiteten Musiker_innen nicht stabil zum laufen zu bringen war, haben wir Jamulus ausprobiert und proben seit Mitte Januar wöchentlich damit (und befreundete Bigbands tun das inzwischen auch - siehe links).

Wie auf dem Bild oben zu erkennen ist, besitzt Jamulus eine sehr benutzerfreundliche Oberfläche und verwaltet die Audiotreiber selbst. Auf Linux Systemen wird zwar immer noch Jackaudio benötigt, auf Windows oder macOS greift Jamulus aber auf ASIO bzw. Coreaudio zurück. Auch scheint es auf den meisten Windows 10 Computern ohne Probleme zu laufen. Auch hier empfiehlt es sich auf spezifische ASIO Treiber der Soundkarten oder dem ASIO4ALL Treiber zurückzugreifen.

Allerdings löst auch Jamulus nicht das Problem einer ausreichend funktionalen (USB-)Soundkarte. Hier treten neuerdings die größten Probleme auf, indem Ein- oder Ausgänge vom System nicht erkannt werden.

Technik

Jamulus nutzt im Prinzip die gleiche Netzwerktechnik wie JackTrip indem die Signale über UDP gesendet werden. Jamulus benötigt immer eine Server-Instanz, die aber in einem Peer-2-Peer Setup parallel auf einem der Musiker_innen laufen kann. Zusätzlich nutzt Jamulus den Opus Audio Codec für die Komprimierung der Audiosignale. Dadurch reduziert sich die erforderliche Bandbreite pro Teilnehmenden erheblich von ca. 5MBit/s bei JackTrip auf unter 1MBit/s für Jamulus. Damit ist es bei den in Deutschland verbreiteten DSL-Anschlüssen auch im ländlichen Raum gut nutzbar. Im Gegenzug scheint sich die maximale Zahl der möglichen Teilnehmenden bedingt durch die erforderliche Rechenleistung zu reduzieren. Während JackTrip bereits mit etwa 500 Teilnehmenden getestet wurde (siehe 25ms.org), scheint die maximale Teilnehmendenzahl bei Jamulus eher so bei 30-50 zu liegen. Grundsäzlich sollte man annehmen, dass Jamulus durch den Kompressionsvorgang zusätzliche Latenz verursacht, erste Messungen konnten das aber nicht bestätigen. Somit bleibt als grundlegende Einschränkung noch eine durch die Kompression reduzierte Audioqualität, die aus unserer Erfahrung in der Praxis jedoch nicht auffällt.

Es hat sich auch in der Praxis gezeigt, dass mit der üblichen Audioausstattung von PCs kein brauchbares Audiosignal erzeugen lässt. Eine externe Soundkarte plus Mikrofon sollte man schon einplanen. Die Nebengeräusche eingebauter Soundkarten und Mikrofone reichen von Rauschen, über regelmäßige Knacksgeräusche bishin dazu, dass man Festplatten- und Lüfteraktivität hört. Selbst einfachste externe Lösungen können hier helfen.

Praxis

Wir proben seit Ende Januar regelmäßig in einer Besetzung von 10-12 Personen (Rhythmusgruppe + Bläser) und konnten die größten Timingprobleme inzwischen überwinden. Die Benutzeroberfläche von Jamulus ermöglicht es jeder/m Musiker/in, sich einen individuellen Mix zu erstellen. Das nächste Problem dürfte nun darin bestehen, alle Nachbarn an wöchentliche, abendliche Proben zu gewöhnen...

Links